springerbadansicht

Seit 1926 – Freibad Brackwede

Einweihung 1926»Je lebhafter es regnet, desto mehr Freibäder werden gebaut« – schrieb die »Westfälischen Zeitung« am Sonnabend, dem 14. August 1926. »Sein besonderes Gepräge erhält das neue Freibad dadurch, daß es von dichtem Laub- und Nadelwald umrandet wird und daß bei der Anlage des Bades auf die Nichtschwimmer mit einem 3000 Quadratmeter großen Nichtschwimmerbecken besondere Rücksicht genommen wurde. Wald, Sand, Wasser ... Ein Stückchen Ostsee wurde an der Straße von Bielefeld nach Steinhagen, in unmittelbarer Nähe der Queller Rennbahn hervorgezaubert.«

BetriebDer erste große Umbau des Freibades begann Ende der 40er Jahre und zog sich über 5 Jahre hin. Der »Sandstrand« verschwand, die große Wasserfläche wurde als Betonbecken gefasst, die alte Rutsche und der alte Sprungturm – beide aus Holz – wurden durch »Neubauten« ersetzt. Kurze Zeit später entstand die Freibadgastronomie: Glas-Tanzdiele, Caféhaus-Terrassen, bekannt gute Küche!

Neues Becken 50erIn den 60er Jahren verschwanden dann nach und nach die Umkleidekabinen um die Wiese und eine neue Garderobe entstand. Die Schwimmmeister erhielten ihren »Glaspalast«. Mit den Umkleidekabinen verschwand auch das alte Duschhaus und in den 70er Jahren stellte die Gastronomie ihren Betrieb ein.

Vom Freundeskreis zum Förderverein

Schon 1990 gab es Überlegungen, was mit dem Brackweder Freibad geschehen werde, wenn es den Sparplänen der Stadt zum Opfer fallen sollte. Widerstand regte sich, vor allem in der Queller Bevölkerung. Das Fass zum Überlaufen brachte dann der Vorschlag der FDP im Februar 1992, einen »englischen Garten« im Freibadgelände anzulegen. Über 2.000 Unterschriften kamen auf Initiative der Queller Familie Nagel sowie LehrerInnen und SchülerInnen der Gesamtschule Brackwede zusammen. Ein Sponsor stellte 50.000 DM zur Verfügung. Die Queller SPD lud unter dem Motto »Wer rettet das Freibad?« am 17.3.1992 in die Mensa der Gesamtschule ein, wo sich ein »Freundeskreis« gründete, mit dem Ziel, für den Erhalt des Brackweder Freibades zu kämpfen. Es folgten Aktionen zur Verschönerung des Freibades: Großreinemachen, ein Beach-Volleyballfeld wurde angelegt, ein neuer Sandkasten errichtet, Becken und Eingangsbereich wurden gestrichen, insgesamt 2.668 Arbeitsstunden investiert.

Am 23. Februar 1993 wurde der Verein Freibad Brackwede e.V. gegründet, mit dem Zweck, das Bad in Zusammenarbeit mit der Stadt Bielefeld weiterzuführen. In den Vorstand wurden Hans-Werner Kramer, Heike Nagel, Christian Berner, Peter Rausch (Vorsitzender), Dieter Rethmeier, Michael Bredenbals und Anita Rethmeier gewählt. Zukünftig würde die Stadt ihren jährlichen Zuschuss halbieren, der Verein die Kompensationskosten durch Eigenarbeit und Mitgliedsbeiträge übernehmen.

Die folgenden beiden Saisons waren ein voller Erfolg – dank des Supersommers und des Einsatzes vieler HelferInnen. Anfang August konnte der 50.000. Besucher begrüßt werden. Höhepunkt war der Aktionstag mit Wasserorgel und »Freibad in Flammen«. Ein volles Bankkonto bildete den Grundstock für eine umfassende Sanierung des Nichtschwimmerbeckens, von der der Verein den Löwenanteil in Höhe von 160.000 DM und reichlich Arbeitsstunden übernahm. Highlights der folgenden Saison: Der Start von zwei Heißluftballons, die Beach-Party mit Radio Bielefeld, das Abschiedskonzert der »Flowers of 68«, 3-tägige Feste zum 70- und 75-jährigen Badjubiläum, zahlreiche Bandauftritte, glanzvolle Darbietungen der “Wasserorgel” und ein FlashArt-Feuerwerk.


Freibad Brackwede am Ende?

2003 gab der Aufsichtrat der Bielefelder Bäder- und Freizeit GmbH (kurz BBF genannt) ein Gutachten in Auftrag, das prüfen sollte, ob das Freibad Brackwede in ein »Naturbad« umgewandelt werden kann. Die bestehenden Wasserflächen sollen verkleinert und in einen Schwimmer- und Nichtschwimmerbereich aufgegliedert werden. Schilfzonen zur Reinigung des einlaufenden Lutterwassers, Matschecken für Kinder, ein großer Spielbereich, Laufrosten aus Holz und die völlige Neugestaltung der Liegewiese als Hügellandschaft mit Bäumen und der Neubau des Eingangsgebäudes aus Holz sollen dem Bad dann ein ganz neues Aussehen verleihen. Reinigung nur mit den Kräften der Natur – Schwimmen ganz ohne Chemie heißt das neue Badkonzept. Das Ganze würde circa 2,5 Millionen Euro kosten und der Großteil dieses Betrages muss – laut Beschluss des Aufsichtsrats der BBF – über Sponsoren eingebracht werden.

Initiative Naturbad Brackwede gegründet!

Am 2. März 2005 wurde deshalb die Initiative Naturbad Brackwede, die auf Betreiben des Freibadvereins ins Leben gerufen worden war, der Öffentlichkeit in einer Pressekonferenz vorgestellt. Denn inzwischen gab es einen neuen Planungsansatz: Die BBF hatte mit der Firma EKO-Plant einen Partner gefunden hat. EKO-Plant arbeitet mit sogenannten Geomatrix-Bodenfiltern – das Wasser wird dazu mit Pumpen über Rohre zwischen der Schwimmzone und den Bodenfiltern bewegt – die Pumpentechnik ist dazu im Freibad vorhanden und technisch nutzbar. Dieser Bodenfilter wird mit vier Kammern im hinteren Bereich des Bades gebaut. Sie können je nach Besuch zu- oder abgeschaltet werden und sind für eine Kapazität von bis zu 4000 BesucherInnen pro Tag dimensioniert. Auch wenn es sich dabei um Betonbecken handelt, die im Boden eingelassen sind – der Eindruck eines Naturbades wird hiermit nicht gestört, denn zu sehen sind nur die oberirdisch wachsenden Pflanzen wie Binsen, Seggen oder Schilfrohr, die das Wasser reinigen. Und die Gutachter haben bestätigt, dass die Reinigung durch die Pflanzen vollständig ausreicht, um auch an der tiefsten Stelle des Naturbades (unter dem Sprungturm) klares Wasser bis zum Grund zu haben.

Der Umbau kostet rund 2,5 bis 3 Millionen Euro – einen Teil dieser Mittel „einzuwerben“ hat sich die Initiative Naturbad Brackwede auf die Fahnen geschrieben. Dabei handelt sich um eine Interessengemeinschaft unter Federführung des Vereins Freibad Brackwede e.V., der außerdem noch die Bezirksvertretung und Bezirksverwaltung, die Queller Gemeinschaft, die Ummelner Gemeinschaft und die Werbe- und Interessengemeinschaft für Brackwede (WIG) angehören. Neben der nötigen Öffentlichkeitsarbeit ist dabei die Frage des Sponsorings Hauptanliegen dieser Initiative.


Naturbad Brackwede

2006 beschließen die Fachausschüsse, der Rat der Stadt Bielefeld und der Aufsichtsrat der BBF den Umbau des Freibads Brackwede in ein Naturbad. Die Firma EkoPlant wird als Generalübernehmer mit der abschließenden Planung und dem Bau des Bades beauftragt. Die Abrissarbeiten beginnen nach der Saison 2007 und im Jahr 2008 werden die Hauptarbeiten zum Umbau durchgeführt.

Am 22. Mai 2009 wird nach einer Bauzeit von nur 18 Monaten und mit einem Kostenaufwand von ca. 3,2 Millionen Euro das Naturbad Brackwede eröffnet.